Vorschau auf die kommenden Ausstellungen


Mit einem vielfältigen Kulturprogramm ist es gelungen, das Museum Liaunig über die Jahre als lebendigen Ort der Begegnung und des kulturellen Dialoges in Südkärnten zu positionieren, der – weit ab aller urbanen Zentren gelegen – jedes Jahr von Anfang Mai bis Ende Oktober Besucherinnen und Besucher aus aller Welt anzieht. Nach der Winterpause startet das Museum mit vier neuen Ausstellungen in die Saison 2024:

In der Hauptausstellung Blind Date – Die Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt im Dialog mit der Sammlung Liaunig zeigen die Kuratorinnen Alexandra Schantl und Franziska Straubinger geometrisch-konstruktive Kunst in ihren vielfältigen, länder- und generationsübergreifenden Ausprägungen.

Die Münchner Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt des gleichnamigen Ehepaares legt ihren Sammlungsfokus auf Kunst nach 1945. Während sie anfangs hauptsächlich konkret-konstruktive Positionen sammelten, ist dieser Blick mit den Jahren immer weiter geworden sodass die Sammlung inzwischen auch eine große Bandbreite an gegenstandsloser zeitgenössischer Kunst aus dem In- und Ausland enthält.

Im Skulpturendepot ist das Projekt IN EINEN KREIS EIN QUADRAT – von Meina Schellander (*1946) zu erleben.

Im Grafiktrakt steht die Künstlerplakatsammlung von Peter Baum (*1939) im Mittelpunkt, der als bildender Künstler, Fotograf, Kurator, Kunstkritiker und langjähriger Museumsdirektor ein umfangreiches Archiv aufgebaut hat. Es werden Plakate von 1955 bis 1975 zu sehen sein.

Die erste Schau im dreieckigen Sonderausstellungsraum ist dem Bildhauer Otto Eder (1924–1982) gewidmet, der 2024 100 Jahre alt geworden wäre. Von August bis Oktober wird die Serie „Alte Freunde“ mit dem Maler und Zeichner Roman Scheidl (*1949) fortgesetzt.

Die wechselnden Retrospektiven bilden wieder den Rahmen für die Veranstaltungen der Kammermusik-Reihe sonusiade, die das Museum Liaunig dank des Zusammenspiels von Musik, bildender Kunst und Architektur zum siebenten Mal in einen einzigartigen Konzertsaal verwandeln. Im kommenden Jahr stehen unter anderem der junge Violinist Luka Ljubas (5. Mai), das Simply Quartet (16. Juni) sowie Wolfgang Puschnig (18. August) im Fokus von Matineen. Erstmals wurde eine Auftragskomposition vergeben, die Bezug auf die Ausstellung von Meina Schellander nimmt und am 2. Juni von Clementine Gasser und Matija Schellander im Skulpturendepot zur Uraufführung gebracht wird. Ein weiteres Highlight ist die CD-Präsentation des Duo Sonoma, die am 13. Juli unter freiem Himmel im Atrium des Museums stattfinden wird. Am 13. September steht das österreichische Musikprojekt ZEEBÄR EN ROCK am Programm. Markenzeichen der „Reste einer Schiffskapelle aus dem Ironischen Ozean“ – sind die eigenen, deutschsprachigen Texte über Seeleute, die voll Leidenschaft in Konflikt mit der Liebe, dem Klabautermann oder der Windsbraut geraten. Zum Finale der Konzertsaison bespielen Dozentinnen und Dozenten der SONUS Kammermusikwerkstatt am 20. Oktober im Rahmen von SONUS OUTREACH die einzelnen Ausstellungsbereiche.

Als Kontrastprogramm zur zeitgenössischen Kunst verstehen sich die Präsentationen dekorierter Gläser von der Renaissance bis zum Biedermeier und seltener Portraitminiaturen aus der Zeit von 1590 bis 1890 sowie die Sammlung afrikanischer Glasperlenkunst. Der Skulpturenpark lädt bei schönem Wetter zu einem Spaziergang ein.


Museum Liaunig

28. April bis 31. Oktober 2024
Mi–So 10.00–18.00 Uhr

Hauptausstellung
Blind Date – Die Sammlung Maximilian und Agathe Weishaupt
im Dialog mit der Sammlung Liaunig

28. April–31. Oktober 2024

Wechselnde Sonderausstellungen
Otto Eder
28. April–28. Juli 2024

Alte Freunde: Roman Scheidl
4. August–31. Oktober 2024

Skulpturendepot
Meina Schellander
IN EINEN KREIS EIN QUADRAT –

28. April–31. Oktober 2024

Grafiktrakt
Künstlerplakate 1955–1975
28. April–31. Oktober 2024

Historische Sammlungspräsentationen
Afrikanische Glasperlenkunst
Gläser von 1500 bis 1850
Portraitminiaturen
28. April–31. Oktober 2024



Harmonie statt Krieg und Chaos

Zur hundertsten Wiederkehr des Geburtstages des Kärntner Bildhauers Otto Eder (1924-1982)

Vor hundert Jahren, am 4. Februar 1924, wird Otto Eder in Seeboden am Millstätter See geboren. Unter den Bildhauern gehört er mit Bruno Gironcoli, Othmar Jaindl und Cornelius Kolig zu den vier Kärntner Größen. Die Erfindung von Dübelplastiken aus Kriegstrümmern und große Idole in Stein werden Otto Eders bedeutendste Werke. 

Frühe Figuren Eders stammen aus der Studentenzeit bei Prof. Walter Ritter in Graz. 1948 bewirbt sich Eder bei Prof. Fritz Wotruba an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Schon mit seiner ersten Figur, einem "Weiblichen Torso", verdient sich der junge Steinmetz den Respekt seines Meisters. Doch die Klassik muss warten. Rund um die Akademie wird Wien wieder aufgebaut. Eder, mit 19 Jahren Soldat gewesen und mehrfach verwundet, ist selbst Opfer des Krieges. Er macht es wie die Trümmerfrauen, steckt aus Bruchstücken bombardierter Häuser und anderen dreidimensionalen Funden seine Plastiken zusammen. Eders eigenwilliger Charakter und seine "Dübelplastiken", die radikal mit der traditionellen Bildhauerei brechen, führen zu Auseinandersetzungen mit Wotruba. Eder fliegt 1952 von der Akademie. Beachtlich Wotruba in seinem Zeugnis: "Ich halte ihn für einen besonders befähigten Bildhauer...".

Der Künstler. 1961 hat Otto Eder seine erste Einzelausstellung in der legendären Wiener "Galerie im Griechenbeisel". "Eder", so urteilt die Presse, "fällt aus dem Rahmen des Üblichen", er "hat wirklich Wesentliches zu sagen". Durch die Kontakte des Griechenbeisl kommt Eder zu zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen von Prag bis Zagreb und nimmt an europäischen Bildhauersymposien teil. Er erhält u.a. den Österreichischen Staatspreis für Bildhauerei, wird Mitglied der Wiener Secession und bekommt den Professorentitel verliehen. Im 3. Wiener Gemeindebezirk gründet Eder im "Gasthaus Steffi" einen wichtigen Stammtisch für Kärntner. 1967 hat Eder mit dem Maler Franz Grabmayr seine zweite große Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. Der Durchbruch gelingt ihm bei seiner dritten und letzten großen Einzelausstellung 1968 in der Secession Wien, diesmal zusammen mit Adolf Frohner. 

Idole der Harmonie. Neben und nach der Dübelplastik verfolgt Eder schon früh einen zweiten Ansatz. Er sucht nach Krieg, Chaos und Verwundung neue Wege und findet sie in der griechischen Klassik des 5. Jahrhunderts vor Christus. Harmonie und Einheit werden das Ideal seines bildhauerischen Arbeitens. Er erarbeitet für die Elemente Natur, Männliches und Weibliches ein alles verbindendes "Plastisches System". Im Ei sieht er den Ursprung allen Lebens. In einer lang gesuchten "Formel" reduziert Eder die menschliche Gestalt nun auf miteinander verbundene Ei- und Kugelformen. Seine "Plastik" schlechthin ist gefunden. Auch große, zu Stein gewordene Mutterfiguren stehen für seine Sehnsucht nach Ganzheit.

Eders bildhauerisches Ziel sind Idole, die er wie die berühmten Stelen auf der Osterinsel in die Landschaft setzen will. Zu diesen Figuren gehört die vier Meter lange "Große Liegende - Der Hilflose" aus Krastaler Marmor im Klingerpark Seeboden. Andere großen Plastiken des Künstlers finden sich in der Großfeldsiedlung in Wien, im Europapark Klagenfurt, in der Fußgängerzone Leoben, im Kurpark Oberlaa in Wien, im Freizeitpark Moers, Deutschland, im slowenischen Portorož und im schweizerischen Mollis. Seine "Große weibliche Figuration II" steht in Bronze als Dauerleihgabe der Sammlung Haselsteiner auf dem "Prof. Otto-Eder-Platz" vor dem Kulturhaus in Seeboden. Der Platz wurde dem Künstler anläßlich der Markterhebung Seebodens im Jahr 2000 gewidmet.

Hat Eder sein plastisches Ideal realisiert, so widmet er sich in den letzten Jahren vermehrt dem "Verein Begegnung in Kärnten – Werkstätte im Krastal", urspünglich als Bildhauersymposlum von Karl Prantl gegründet. Eder schwebt ähnliches wie eine mittelalterliche Dombauhütte vor, ein Zentrum offen für verschiedene Künste und alle Künstler der Welt. Doch finanzielle und andere Probleme werden Eder zuviel. Ende Juli 1982 setzt er seinem Leben ein Ende. Die seelischen und körperlichen Verletzungen im Krieg, das Zerlegen seiner Figuren durch Wotruba, Eders Kompromißlosigkeit, Vereinsamung und gesundheitliche Probleme, abgelehnte Projekte, seine Sorgen im Krastal und neue, ihm fremde Tendenzen in der Kunst sind einige mögliche Ursachen für sein selbst gewähltes Ende. Sein Freitod ist wohl eine momentane aber endgültige Verzweiflungstat. "Einsam war Dein Ende" heisst es in der Parte und im Nachruf einer Kärntner Zeitung, und: "Eder war einer, der viel gegeben, der aber wenig bekam."

Nachruhm. Eders Nachlaß wird zunächst vom "Verein Begegnung in Kärnten" im Krastal betreut, erforscht, ausgestellt und in einem ersten Katalog publiziert. 1991 hat die Galerie Altnöder in Salzburg den Nachlaß samt Rechten von seiner Erbin erworben, Ferdinand Altnöder erbt das Urheberrecht. 1996 erscheint im Auftrag der Galerie Altnöder eine inzwischen vergriffene Biographie von Dr. Elisabeth Rath mit einem Werksverzeichnis, das 154 Bildhauerarbeiten und 14 Werke zur Kunst am Bau erfasst und sein Werk von vielen Seiten beleuchtet.

Seit Eders Tod kommt es zu musealen Ausstellungen in Salzburg, Wien, Passau, Klagenfurt und Villach. Werke finden sich u.a. im Museum Belvedere, im Musem Moderner Kunst Kärnten, im Museum der Moderne in Salzburg, im Wien Museum, im Museum Würth im deutschen Künzelsau, in den Sammlungen Leopold, Haselsteiner und der Stiftung Liaunig. Sein Werk zeigten und vertreten die Galerien Altnöder in Salzburg, Magnet in Völkermarkt, Walker im Schloß Ebenau, Maier in Innsbruck, Chobot in Wien, Welz in Salzburg. 

Ausstellung. Anläßlich der hundersten Wiederkehr seines Geburtstages widmet das Museum Liaunig in Neuhaus/Sula in Zusammenarbeit mit Galerie Altnöder, Salzburg, dem Künstler eine retrospektive Einzelausstellung vom 28.4. bis 28.7.2024. 

Geblieben sind von Otto Eder mit seiner Erfindung der Dübelplastik und seinen Idolen ein überzeugendes bildhauerisches Werk und zeitlos gültige Aussagen zur Darstellung des Menschen. Sein Werk räumt ihm in der österreichischen Bildhauerei einen wichtigen Rang ein. Dazu Kristian Sotriffer, einer der besten Kenner und wichtiger Kritiker in dieser Zeit: "Wenn man von diesem lockeren Wotrubakreis spricht, ist der Eder sicherlich einer der Interessantesten."                                                                         

Ferdinand Altnöder

    

Literatur: Elisabeth Rath, Otto Eder 1924-1982. Figur und Formel, Herausgeber und Verleger: Galerie Altnöder, 248 Seiten, 330 Abbildungen, Salzburg 1996 (vergriffen)

Webseite: www.galerie-altnoeder.com/eder.html mit Ausstellungsliste, Literatur und weiteren Texten.

Kontakt: Ferdinand Altnöder, Salzburg, 0699 10469460, info@galerie-altnoeder.com


Sonderausstellung "Otto Eder"
28. April bis 28. Juli 2024
Mi–So 10–18 Uhr