Presse 2016

Fortsetzung der Reihe „Alte Freunde“ mit einer Personale zu Josef Mikl

Die heuer im dreieckigen Sonderausstellungsraum des Museum Liaunig begonnene Ausstellungsreihe „Alte Freunde“ zeigt Arbeiten von Künstlern, die mit Herbert Liaunig seit Beginn seiner Sammlungstätigkeit vor über 50 Jahren freundschaftlich verbunden sind bzw. waren. Auf die Personale zu Drago j. Prelog zu Beginn der Saison 2016 und die Ausstellung „Hans Staudacher ∙ Lyrisches Informel“ folgt eine von Artur Rosenauer und Peter Liaunig zusammengestellte Retrospektive zu Josef Mikl (1929-2008).

Josef Mikl zählt zusammen mit Hollegha, Prachensky und Rainer zu den Pionieren der Nachkriegsmalerei in Österreich. Obwohl die Ausstellung nur einen Bruchteil der Werke Mikls zeigt, vermittelt sie dennoch ein umfassendes Bild vom Schaffen des Künstlers. Die gezeigten Werke stammen aus der Sammlung Liaunig und aus dem Nachlass des Künstlers. Jede der beiden Sammlungen wäre geeignet, einen repräsentativen Einblick in die Entwicklung des Künstlers zu geben. Ihr Zusammentreffen ist ein Glücksfall. Von seinen allerersten Anfängen – die früheste erhaltene Arbeit Mikls ist die Zeichnung mit dem Kopf eines Schulkollegen von 1946 – bis zu seinen späten Werken ist das Schaffen Mikls hier präsentiert. Es umfasst den imponierenden Zeitraum von nahezu 60 Jahren.

Artur Rosenauer  


Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog mit einem Text von Artur Rosenauer.

Die Reihe „Alte Freunde“ wird in der kommenden Saison 2017 fortgesetzt.


Sonderausstellung „Alte Freunde: Josef Mikl“
4. September bis 30. Oktober 2016
Mi bis So 10 bis 18 Uhr, Führungen um 11 und 14 Uhr

Das Museum Liaunig kann auch ohne Voranmeldung und
ohne Teilnahme an einer Führung besichtigt werden.

Museum Liaunig ∙ 9155 Neuhaus/Suha 41, +43 4356 211 15
office@museumliaunig.at, www.museumliaunig.at 





Fortsetzung der Reihe "Alte Freunde":
Hans Staudacher ∙ Lyrisches Informel

Die heuer mit der Personale „Drago j. Prelog“ begonnen Reihe „Alte Freunde“, in der mit Herbert Liaunig seit den Anfängen seiner Sammlungstätigkeit freundschaftlich verbundene Künstler vorgestellt werden, findet ihre Fortsetzung in der von 3. Juli bis 28. August gezeigten Sonderausstellung „Hans Staudacher ∙ Lyrisches Informel“.  

Die Position, die Hans Staudacher im Kunstgeschehen nach 1945/50 mit seinen größtenteils dem Lyrischen Informel zugehörigen abstrakten Arbeiten einnimmt, ist singulär. In allen Techniken der Malerei, Graphik, Collage und Druckgraphik bestens verankert, geht es dem seit 1950 in Wien lebenden Künstler, um die fortlaufende Aktivierung des Bildgeschehens. Sein improvisationsfreudiger Stil auf Basis spontaner, gestisch geprägter, handschriftlicher Formelemente und Kürzel beweist nicht nur Einfallsreichtum und Reaktionsschnelle im bildnerischen Vollzug, sondern vor allem das stets anzutreffende, präzise graphische Kalkül des Malers, dem man Rhythmus und Musikalität ebenso wie Sinnlichkeit und fallweise Ironie anmerkt.

Neben charakteristischen Werken aus der Sammlung Liaunig konnten für die Ausstellung viele der besten Gouachen sowie herausragende Gemälde des Künstlers als Leihgaben gewonnen werden. Sie vermitteln charakteristische Einblicke in Staudachers maßgebende Werkabschnitte und bilden dank vieler, um 1960 entstandener Hauptwerke, ein auf das Lyrische Informel konzentriertes Schlüsselerlebnis in der Begegnung mit dem Künstler.

In seiner expressiv-abstrakten Bestimmtheit und dem risikobetonten, schnellen Malvollzug, wie ihn auch die 1970 photographierte „Aktion Abbruch“ dokumentiert, kann man es nicht nur als exemplarisches Beispiel für eine der wichtigsten Positionen des Informels in Österreich und der maßgebenden Kunststile nach 1945 werten, sondern auch als mitreißendes, konzentriertes und nach vielen Seiten hin offenes Manifest für den Ideenreichtum und das graphische Temperament eines Malers, in dessen Werkkanon formale Qualitäten ganz oben stehen.

Zur Ausstellung erscheint ein von Peter Baum gestalteter, reich bebilderter Katalog. 

Sonderausstellung „Alte Freunde: Hans Staudacher“
3. Juli bis 28. August 2016
Mi bis So 10 bis 18 Uhr, Führungen um 11 und 14 Uhr

Das Museum Liaunig kann auch ohne Voranmeldung und
ohne Teilnahme an einer Führung besichtigt werden.

Museum Liaunig ∙ 9155 Neuhaus/Suha 41, +43 4356 211 15
office@museumliaunig.at, www.museumliaunig.at


Die neuen Ausstellungen
im Museum Liaunig

Wien/Neuhaus, 13. April 2016

Das Museum Liaunig verfügt über eine der umfangreichsten Sammlungen österreichischer Kunst ab 1945, ergänzt durch vorangehende Vertreter der klassischen Moderne sowie exemplarische Werke internationaler Künstler. Als Kontrastprogramm zur zeitgenössischen Kunst verstehen sich die historischen Sammlungen dekorierter Gläser und Portraitminiaturen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert sowie die neue Sammlungspräsentation afrikanischer Glasperlenobjekte, die in dem vom Wiener Architektenteam querkraft entworfenen und bereits denkmalgeschützten Museumsbau den adäquaten architektonischen und museologischen Rahmen finden.

In der Saison 2016 erwartet den Besucher im Museum Liaunig ein vielfältiges Ausstellungsprogramm: Die Hauptausstellung „Augen-Blicke“ im von außen sichtbaren, lang gezogenen Galerietrakt wird wieder aus der stetig wachsenden Sammlung zeitgenössischer Kunst zusammengestellt und legt den Schwerpunkt auf Neuerwerbungen.

Im Sonderausstellungsraum, der auch erstmals für Konzerte genutzt wird, sind wechselnde Retrospektiven geplant. Im Rahmen der Ausstellungsserie „Alte Freunde“ werden nacheinander Arbeiten der Künstler Drago j. Prelog (Mai/Juni), Hans Staudacher (Juli/August) und Josef Mikl (September/Oktober) gezeigt, die mit Herbert Liaunig seit Beginn seiner Sammlungstätigkeit vor über 50 Jahren freundschaftlich verbunden sind bzw. waren.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Eröffnung des Skulpturenparks, der sich über dem zum Großteil unterirdisch gelegenen Museum erstreckt. Bei Schönwetter lädt der Skulpturenpark zu einem Spaziergang durch die weitläufige Parklandschaft und zur Auseinandersetzung mit den Werken ein, die in Beziehung zu der sie umgebenden Natur gesetzt wurden. Die Aufstellung unter freiem Himmel zeigt gemeinsam mit den im runden Skulpturendepot präsentierten Werken eine repräsentative Auswahl österreichischer sowie internationaler Bildhauer und Objektkünstler von der Moderne bis zur Gegenwart.


Museum Liaunig 1. Mai bis 30. Oktober 2016
Mi bis So von 10 bis 18 Uhr, Führungen um 11 und 14 Uhr

Das Museum Liaunig kann auch ohne Voranmeldung und
ohne Teilnahme an einer Führung besichtigt werden.

9155 Neuhaus/Suha 41, +43 4356 211 15
office@museumliaunig.at, www.museumliaunig.at




Augen-Blicke

Neuerwerbungen

Die Jahresausstellung 2016 mit 180 von 64 Künstlerinnen und Künstlern geschaffenen, bisher noch nicht gezeigten Neuerwerbungen der Malerei, Plastik, Objektkunst und Graphik.

Es ist die sechste, im lang gestreckten oberen Museumstrakt und seinem für kleinere Arbeiten prädestinierten Annex gezeigte Sonderausstellung, mit der das von den Wiener Architekten querkraft entworfene, im Herbst 2008 eröffnete, international vielfach ausgezeichnete und bereits unter Denkmalschutz stehende Privatmuseum des Kärntner Industriellen Herbert Liaunig seine diesjährige Ausstellungssaison bestreitet.

In anregender Vielfalt, anhand einzelner exemplarischer Arbeiten und Installationen pointiert ausgewählt, zumeist jedoch in Werkgruppen einander vergleichend wie kontrastierend gegenübergestellt, erweist sich die auf  jüngste Kunstgeschichte und aktuelle Gegenwartskunst in Österreich konzentrierte Schau als ebenso vergnügliches wie nachhaltiges Schauerlebnis. 

Augenblicke sind nicht nur die erste, zunächst kaum reflektierte Form visueller Begegnung, sondern zugleich auch Aufmerksamkeitserreger mit Folgerungen unterschiedlichster Art. Im Bereich der bildenden Kunst, die sich primär über das Auge und nicht über ihre Inhalte erschließt , ist es der Blick auf das Kunstwerk und die Dauer einer ein- oder mehrmaligen Betrachtung, die den Besucher herausfordern. Kurz zusammengefasst könnte man sagen: um gut zu sehen, benötigt man gute Augen, der Umgang mit ihnen inklusive ihrer zeitlichen Beanspruchung bleibt allerdings Sache des Betrachters. Augen-Blicke, als getrennt geschriebener Titel einer Ausstellung, wirft darüber hinaus Fragen auf und stellt das Kunstwerk in generellen Kontext zu unseren Sehgewohnheiten und dem heutigem Bildverständnis.

Das Museum ist gegenwärtig offensichtlich der beliebteste Ort, um sich Zeit zu nehmen, genau zu schauen und das Gesehene auf sich einwirken zu lassen. Diese mehr und zunehmend besser genützten Möglichkeiten der Begegnung mit Kunst und visueller Regeneration erweisen sich dabei als gewinnbringend für den Einzelnen und wirken als Gegengewicht zur anhaltenden Stresssituation kaum reflektierter optischer Bilderfluten in Umwelt und elektronischen Medien. 

Die 3400 Werke umfassenden Bestände zeitgenössischer Kunst der Sammlung Liaunig sind in zwei umfangreichen, 2008 beziehungsweise 2015 erschienenen Katalogbüchern publiziert. Sie stammen ebenso von Peter Baum wie der soeben erschienene Katalog zur Ausstellung Augen-Blicke.

Mit Arbeiten von:

Marc Adrian, Karel Appel, Christian Ludwig Attersee, Bernard Aubertin, ONA B., Anna-Maria Bogner, Tony Cragg, Canan Dagdelen, Gunter Damisch, Oliver Dorfer, Manfred Erjautz, Tone Fink, Karl Anton Fleck, Adolf Frohner, Jakob Gasteiger, Tibor Gáyor, Franz Graf, Helmuth Gsöllpointner, Erwin Heerich, Wolfgang Hollegha, Hildegard Joos, Peter Krawagna, Suse Krawagna, richard kriesche, Hans Kupelwieser, Edit Lajos, Maria Lassnig, Franz Lerch, Markus Lüpertz, Gottfried Mairwöger, Dóra Maurer, Jürgen Messensee, Josef Mikl, Hannes Mlenek, Gerhardt Moswitzer, Zoran Music, Heribert Nothnagel, Ingo Nussbaumer, Franz Xaver Ölzant, Josef Pillhofer, Markus Prachensky, Norbert Pümpel, Gerwald Rockenschaub, Hubert Scheibl, Eva Schlegel, Walter Schmögner, Martin Schnur, Klaus J. Schoen, ManfreDu SCHU, Zbyněk Sekal, Peter Sengl, David Smyth, Fritz Steinkellner, Wolfgang Stifter, Esther Stocker, Helmut Swoboda, Walter Vopava, Manfred Wakolbinger, Wolfgang Walkensteiner, Walter Weer, Max Weiler, Turi Werkner, Markus Wilfling, Fritz Wotruba und Erwin Wurm.




Start der Ausstellungsreihe „Alte Freunde“: Drago j. Prelog

Im dreieckigen Sonderausstellungsraum werden im Rahmen der Ausstellungsserie „Alte Freunde“ erstmals unter der Saison wechselnde Retrospektiven zu Künstlern gezeigt, die mit Herbert Liaunig seit Beginn seiner Sammlungstätigkeit vor über 50 Jahren freundschaftlich verbunden sind bzw. waren. Die Reihe beginnt mit Drago j. Prelog (1. Mai – 26. Juni 2016), der Eva und Herbert Liaunig in den 1960er-Jahren kennenlernte und ihnen durch seine Verbindungen den Zugang zu vielen Künstlern im Umfeld der Wiener Galerien „Zum roten Apfel“ und „Nächst St. Stephan“ eröffnete. Die zu dieser Zeit entstandenen Freundschaften markieren die Anfänge und bilden die Basis der Sammlung Liaunig: Österreichische Kunst der Gegenwart, die Herbert Liaunig bereits während seiner Studienzeit zu sammeln begann. 

In der Sammlung Liaunig finden sich zentrale Arbeiten aus allen Schaffensphasen des 1939 in Celje, Slowenien geborenen und in der Obersteiermark aufgewachsenen Drago j. Prelog. Die von Peter Liaunig kuratierte Ausstellung zeigt anhand ausgewählter Werke die große Vielfalt und die evidenten Entwicklungssprünge im vielschichtigen zeichnerischen, malerischen und auch druckgrafischen Œuvre des Künstlers auf, das sich in vier eigenständige Werkphasen einteilen lässt.  

Nach Absolvierung der Abteilung für dekorative Malerei auf der Kunstgewerbeschule in Graz beginnt Prelog 1958 sein Studium bei Albert Paris Gütersloh an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Die im selben Jahr in nur sechs Wochen entstandene Abschrift des „QUR-AN“ in einer eigens entwickelten Geheimschrift weist auf das seit Prelogs Kindheit bestehende Interesse an der Auseinandersetzung mit Schrift und Linie hin.

Aus seiner Studienzeit Ende der 1950er-Jahre, in der sich der Künstler auf unterschiedliche Art und Weise der Umsetzung und Darstellung von Linien, Strichen und Schriftzeichen nähert, finden sich frühe, blockhafte Aktzeichnungen, neben von Wols und Rainer inspirierten, abstrakten Zentralformationen, die sich aus über- und untereinanderliegenden Linien zusammensetzen. Prelog experimentiert mit unterschiedlichen Materialien, oft gebrauchten und zerknitterten Papiersorten, es entstehen Collagen, die in weiterer Folge zur Entwicklung seiner Bildteppiche führen.

Ab 1960 füllt Prelog mit in Zeilen gesetzten Strichen und abstrahierten Schriftzeichen den Bildträger bis auf den unteren, freibleibenden Bereich, der Einblick auf das darunterliegende, strukturierte Material gibt. Mit diesen Arbeiten setzt seine über ein Jahrzehnt andauernde skripturale Werkphase ein, der ein Schwerpunkt der Ausstellung gewidmet ist. In konzentrierter, meditativer Arbeitsweise entstehen immer dichtere, mehrschichtige Bilder, die der Künstler in einem weiteren Entwicklungsschritt wieder aufbricht und öffnet, auch unter Einsatz kräftiger Farben – zuerst horizontal, später auch vertikal. Aus diesen „Öffnungen“ bilden sich Anfang der 1970er-Jahre gegenständliche „Bomben- und Explosionsbilder“, in denen die in der skripturalen Phase vorherrschenden Schriftzeichen immer stärker zurückgedrängt werden. Erste topografische und landschaftlich-architektonische Arbeiten folgen: seine Landkarten- und Bergbilder sowie die „Stephanstürme“, abgeleitet vom Motiv des Stephansdomes, entstehen, in denen Prelog sowohl zeichnerische wie auch malerische Komponenten aufgreift.

Nach Überwindung einer Schaffenskrise 1975 entwickelt Prelog die eigenständige Werkgruppe der „Umlaufbilder“, bei denen sich der Künstler von allen vier, für ihn gleichwertigen Seiten auf den auf einem Tisch liegenden Bildträger nähert, den Malgrund umläuft und Linien setzt: Oft mit mehreren Stiften in einer Hand, als Rechtshänder mit der Linken zeichnend, auch mit Hilfe eines ferngesteuerten Spielzeugautos, oder unter Verwendung einer Injektionsspritze, um dem Zufall in seinem Arbeitsprozess Raum zu geben.  

1986 entwickelt der Künstler die „Prelografie“. In diesen „Haut- und Schuppenbildern“ setzt Prelog mit Hilfe von Schablonen im Irisdruck – auch hier spielt er mit dem Zufallsprinzip – farblich verlaufende Strukturen auf Bilder und druckgrafische Arbeiten, die an Schlangenhäute erinnern. In späteren Werkphasen greift Prelog immer wieder einzelne Elemente zurückliegender Schaffensperioden auf und kombiniert diese zu neuen Bildern. Die Linie ist und bleibt dabei bestimmendes Element in seinem Œuvre.

Ein reich illustrierter Katalog mit einem einführenden Text von Dieter Ronte begleitet die retrospektive Ausstellung im Museum Liaunig.  

Die mit der Personale zu Drago j. Prelog begonnene Ausstellungsreihe „Alte Freunde“ findet in der heurigen Saison mit Werkschauen zu Hans Staudacher (2. Juli – 28. August 2016) und Josef Mikl (3. September – 30. Oktober 2016) ihre Fortsetzung.




Afrikanische Glasperlenkunst

Begeisterte in den vergangenen Jahren die künstlerisch und ethnologisch einzigartige Schau „Gold der Akan“ die Besucher, wird heuer eine weitere, nicht weniger faszinierende außereuropäische Sammlung der Familie Liaunig als Kontrapunkt zur zeitgenössischen Kunst präsentiert: Glasperlenkunst aus der jüngeren, bis in die Gegenwart reichenden Geschichte unterschiedlicher ethnischer Gruppen aus West- und Zentralafrika.

Die rund 300 Exponate – reich mit Perlen geschmückte, zeremoniell genutzte Objekte, aber auch alltägliche Gegenstände – stammen vor allem von dem nigerianischen Volk der Yoruba, den Bamileke und Bamum aus Kamerun sowie dem in der Demokratischen Republik Kongo beheimateten Volk der Kuba. Schmuck, Kopfbedeckungen, Kleidung, Masken und Figuren mit Glasperlenbesatz geben Einblick in ihre Lebenswelten und Traditionen und zeigen nach der von 2008–2015 ausgestellten Schau afrikanischen Goldes eine noch wenig erforschte Facette afrikanischer Kunst. Die optisch aufgrund ihrer Vielfarbigkeit und Farbbrillanz eindrucksvollen Glasperlenarbeiten werden bis heute oft unterschätzt und sind in ethnographischen Sammlungen wenig beachtet. Aus westlicher Sicht wurden Glasperlen oft nur als billiger Ersatz für echte Perlen und Edelsteine wahrgenommen. Darüber hinaus wurden die aus europäischen Glasperlen hergestellten Arbeiten als nicht originär afrikanisch angesehen.

Seit Beginn des kolonialen Handels durch Portugiesen und Niederländer wurden Glasperlen, aber auch Metalle wie Kupfer, gegen Sklaven und Elfenbein eingetauscht und dienten in weiterer Folge auch als Zahlungsmittel. Anfangs wurden nur wenige Perlen zur Verzierung von Kleidung und Körper verwendet, später – infolge der Entwertungen von Glasperlen – boten sich neue Möglichkeiten in dekorativen und künstlerischen Bereichen: Um 1900 wurden flächendeckende, auch aufwendige Muster entwickelt. Die Völker, die Perlen benutzen, sehen in ihnen aber nicht nur den rein materiellen, sondern einen vielfältigen ideellen und symbolischen Wert. Die Farben und Formen der Glasperlen verraten viel über ihr Alter, ihre Herkunft und ihre Verwendung an unterschiedlichen Objekten in den jeweiligen Kulturen und unterstreichen so ihre Bedeutung hinsichtlich Repräsentation, Religion, Mystik.

Die vorliegende, relativ junge, in rund 15 Jahren aufgebaute Sammlung „Afrikanische Glasperlenkunst“ wurde von Michael Oehrl wissenschaftlich aufgearbeitet und in dem umfassenden und reich illustrierten Sammlungskatalog, mit Beiträgen von Barbara von Lintig und Peter Liaunig im Katalogteil, publiziert. Das Studium von Primärquellen und Originalobjekten in Museumsdepots ersetzte die oft fehlende Fachliteratur zur Verwendung von Glasperlen in der afrikanischen Kunst.




Gläser von 1500-1850
kuratiert von Regine Kovacek

Die Erweiterung des Museumsgebäudes erlaubte es 2015, die Glassammlung der Familie Liaunig erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In eigens dafür konzipierten Vitrinen findet eine Auswahl von rund 120 Gläsern aus den verschiedenen Epochen ihren Platz. Der Bogen spannt sich von den Anfängen europäischer Glaskunst in Venedig um 1500 bis zu den Tagen des Wiener Kongresses um 1815 und zeigt, wie vielfältig und innovativ das Material Glas gestaltet wurde. 

Der Glanz der Renaissance lässt sich am besten durch die Tazza aus dem Service der Medicischen Päpste darstellen. Die feinen durchsichtigen Gläser waren zu jener Zeit genauso kostbar wie Gold und Edelsteine. Herrscher wie Ferdinand von Tirol mussten den Dogen von Venedig um zeitweilige Überlassung der berühmten Glasmacher bitten, da diese mehr oder weniger in Murano festsaßen.

Während man diese zarten Gläser nur bemalen oder mit dem Diamanten ritzen konnte, haben findige Alchemisten des 17. Jahrhunderts nicht nur das Goldrubinglas erfunden, sondern veränderten auch den Glasfluss so, dass man ein hartes, dickeres Glas für die Gravur mit dem Kupferrad erzeugen konnte, das vor allem nördlich der Alpen seinen Siegeszug antrat. Hier ist eine Inkunabel der Glaskunst mit der Scheibe von Caspar Lehmann vertreten, die 20 Jahre lang als Leihgabe im British Museum in London war. Auch technische Verbesserungen – zum Beispiel in Form von wasserbetriebenen Schleifmühlen – erleichterte nicht nur die Arbeit der Graveure der Hochschnittpokale in Schlesien wesentlich. Hier zählen die von Friedrich Winter geschaffenen Gläser neben den Bergkristallarbeiten jener Zeit zu den begehrtesten Objekten.

Die Fürsten und Adeligen im 17. und 18. Jahrhundert bildeten Kunst- und Wunderkammern in ihren Schlössern und die darin vertretenen Gläser verschiedener Meister gewähren Einblicke in die europäische Geschichte. Das breite Spektrum der hoch- und tiefgeschnittenen Pokale, Becher und Schalen, aber auch erlesenes Tafelgeschirr, diente der Repräsentation sowie der Erinnerung an Schlachten, Jagderlebnisse und Lustbarkeiten an den jeweiligen Höfen. Viele bedeutende Ereignisse, wie die Schlacht bei Belgrad mit Prinz Eugen, fanden ihren Niederschlag in meisterlich geschnittenen Pokalen.  

Die Sammlung Liaunig wird abgerundet durch die Gläser von Gottlob Mohn und Anton Kothgasser mit ihren in transparent gemalten Ansichten, die die Zeit des Biedermeier und den Wiener Kongress heraufbeschwören, der eine Neuordnung in Europa versuchte. In den Böhmischen Badeorten konnten sich dann der Adel und das betuchte Bürgertum nicht nur erholen, sondern sich auch von herausragenden Meistern der Gravur wie Dominik Biemann portraitieren lassen, zu dessen Kunden neben dem  Kaiserhaus und zahlreiche Fürsten auch wohlhabende Familien mit Kindern zählten.

Die hier ausgestellten Gläser bilden einen repräsentativen Querschnitt durch all diese Epochen mit ihren Besonderheiten, Geschichten und eigenwilligen Persönlichkeiten der einzelnen Meister und den unterschiedlichen Techniken der Glaskunst. Die Sammlungspräsentation Gläser von 1500–1850 wird von einem umfangreichen Katalog begleitet, der 2015 publiziert wurde.



Portraitminiaturen von 1590-1890
kuratiert von Dr. Bodo Hofstetter

Portraitminiaturen sind, wie es der Name vermuten lässt, handgemalte Portraits kleinster und allerkleinster Größenordnung, von einer Höhe zwischen weniger als einem Zentimeter bis zu etwa zwanzig/fünfundzwanzig Zentimetern, oder manchmal auch größer. Sie erfüllten seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Zeit der Erfindung und Verbreitung der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts genau deren Aufgabe nämlich das möglichst ähnliche Bildnis eines geliebten Wesens bei sich tragen zu können; oder auch sich eine Idee vom Äußeren einer Person zu machen, die man noch nicht kennt, aber wohl kennenlernen wird (falls das Aussehen auf Grund der Abbildung schon einmal zusagt). So war bis ins 19. Jahrhundert, weit vor der Zeit des Internet-Datings, der Austausch von Portraitminiaturen die einzige Möglichkeit, vor den meist arrangierten Heiraten zu überprüfen, wie sich die Brautleute, die sich oftmals nie gesehen hatten, auch gefielen.

Bei Trennungen von Menschen, die sich nahestanden, vor allem Paaren und Familienmitgliedern, dienten Portraitminiaturen als Platzhalter für die abwesenden Personen, wie noch heute das Foto im Geldbeutel. Dadurch spielten Miniaturen vor allem zu Krisen- und Kriegszeiten eine bedeutende Rolle. So fällt auf, dass die Miniaturensammlung Liaunig besonders viele Bildnisse aus der politisch wirren Periode des englischen Bürgerkrieges zur Zeit Oliver Cromwells Mitte des 17. Jahrhunderts enthält, ebenso wie zahlreiche Portraits aus den Jahren der französischen Revolution und der darauf folgenden Napoleonischen Kriege, zwischen 1790 und 1815.

Auch verteilten die europäischen Fürsten gerne wertvolle (Werbe)-Geschenke, oftmals in Form von diamantbesetzten Orden oder kostbaren goldenen Schnupftabakdosen, die mit dem kleinen Bildnis des Herrschers geschmückt waren. Selbstverständlich machte der Beschenkte das Gold und die Edelsteine beim nächsten Juwelier umgehend zu Bargeld, behielt aber das materiell wertlose Kleinbildnis als Souvenir. Fürstenbildnisse sind in der Sammlung Liaunig bestens vertreten mit Portraits der Habsburger, von Kaiserin Maria Theresia, ihrem Gemahl und den Töchtern Maria Anna und Marie-Antoinette, bis hin zu Kaiserin Sisi, aber auch mit Darstellungen derer politischen Gegenspieler wie König Friedrich II. von Preußen oder Kaiser Napoleon von Frankreich. Die französischen Bourbonen sind repräsentiert mit zahlreichen Kleinbildnissen König Ludwigs XV. und seiner Nachfolger, bis hin zum letzten französischen König Louis-Philippe aus dem Hause Bourbon-Orleans.

Während sich der einfache Soldat, der in den Krieg zog, meistens keinen der teuren Top-Portraitisten leisten konnte, um sich malen zu lassen und seinen Lieben ein letztes Bildnis zu präsentieren, verfügten Herrscher und gehobenes Bürgertum über die finanziellen Mittel, für die besten Maler ihrer Zeit Modell zu sitzen.

Nicht nur in seinem Heimatland Frankreich war Jean-Baptiste Isabey (1767-1855) ein Star. Er arbeitete zunächst als Hofmaler bei Kaiser Napoleon, blieb aber dank seines schmeichelhaften Pinsels auch bei dessen politischen Gegnern und Nachfolgern populär. Zum Wiener Kongress reiste er an und malte hier alles, was Rang und Namen hatte. Sein 1815 in Wien gemaltes Bildnis der russischen Großfürstin Maria Pawlowna, Schwester Kaiser Alexanders I., aus der Sammlung Liaunig ist derzeit noch bis Ende Juni als Leihgabe in der Wiener Kongress Ausstellung im Belvedere in Wien zu bewundern, während Isabeys fünf Jahre früher in Paris entstandenes Bildnis Kaiser Napoleons jetzt im Museum Liaunig ausgestellt ist.

Der bekannteste Miniaturmaler des Wiener Biedermeiers war zweifelsohne Moritz Michael Daffinger (1790–1849). Sein berühmtestes Selbstbildnis ist eines der Schätze der Sammlung Liaunig. Es befand sich noch bis 1921 in Familienbesitz der Nachkommen Daffingers und gelangte dann in die Sammlung des berüchtigten Financiers Camillo Castiglioni (1879–1957). Allen Österreichern der Prä-Euro-Generation ist dieses Daffinger-Selfie ein Begriff, denn ein Kupferstich nach dieser Miniatur diente als Vorlage für den letzten 20-Schilling-Schein.

Von den derzeit fast 300 Miniaturen der Sammlung Liaunig (Tendenz steigend) wird in dieser Sammlungspräsentation eine repräsentative Auswahl von 100 zwischen 1590 und 1900 in Europa entstandenen Stücken gezeigt, die in einem über 400 Seiten starken Katalog wissenschaftlich bearbeitet wurden. Da die Miniaturen meist in sehr lichtempfindlicher Aquarelltechnik gemalt wurden, werden sie von den wenigsten Museen öffentlich ausgestellt. Interessenten werden dort einzelne Stücke nur auf Anfrage in den Studiensälen vorgelegt, wie es zum Beispiel im Louvre und in der Albertina in Wien der Fall ist. Dank modernster Museumstechnik ist das Museum Liaunig derzeit eines der wenigen Museen der Welt, und das einzige in Österreich, in dem eine so große Anzahl bedeutender Miniaturen dem interessierten Publikum öffentlich zugänglich gemacht wird.



Rückfragen & Kontakt
MMag. Elisabeth Wassertheurer
Museum Liaunig - HL Museumsverwaltung GmbH
9155 Neuhaus 41
+43 4356 211 15-15
elisabeth.wassertheurer@museumliaunig.at 




Das Museum Liaunig startet
am 1. Mai 2016 in die
neue Ausstellungssaison 

Wien/Neuhaus, April 2016


"Augen-Blicke"

Hauptausstellung mit Fokus auf Neuerwerbungen 
der Sammlung Liaunig

Drago Prelog / Hans Staudacher / Josef Mikl

wechselnde Sonderausstellungen im Rahmen der
Ausstellungsserie "Alte Freunde"


Afrikanische Glasperlenkunst 

neue Sammlungspräsentation


Gläser von 1500-1850
Portraitminiaturen von 1590-1890

bestehende Sammlungspräsentationen


Eröffnung des Skulpturenparks


Museum Liaunig
Geöffnet von 1. Mai bis 30. Oktober 2016
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr

Das Museum kann ohne Voranmeldung und 
ohne Teilnahme an einer Führung besichtigt werden.

9155 Neuhaus 41
+43 4356 211 15
office@museumliaunig.at
www.museumliaunig.at